Gin erlebt bei Mixilogen und Barflys rund um den Globus eine triumphale Wiedergeburt. Was ist das Geheimnis hinter dem Gin-Comeback?
Es ist noch nicht allzu lange her, da zählten Ginflaschen eher zu den Staubfängern im Spirituosenregal. Doch die Zeiten haben sich radikal geändert, und Gin ist heute die Trend-Spirituose schlechthin. Alleine in Großbritannien, der traditionellen Heimat des Gin, hat sich die Zahl der Destillerien seit 2010 auf ca. 200 verdoppelt, und auch in Europa,in den USA, Australien oder gar Asien sprießen neue, innovative Gin-Produzenten allerorten aus dem Boden.
Eines der entscheidenden Geheimnisse hinter dem großen Gin-Revival: die handwerkliche Small Batch-Produktion in relativ geringen Quantitäten, wie sie etwa die 2009 gegründete Londoner Kult-Destillerie Sipsmith seit einigen Jahren als Pionier in diesem Feld propagiert. Inspiriert von dieser Produktionsweise wagen sich nun Micro-Destillerien in aller Herren Länder an gelungene Experimente mit zum Teil höchst ausgefallenen und zumeist nur regional gedeihenden Botanicals heran – jene Aromen und Gewürze, über welche der heiße Destillatdampf geleitet wird, um dem Gin sein eigentliches Aroma verleihen.
Das Geheimnis hinter dem Gin-Comeback: Neue Rezepturen mit exotischem Touch
Neben dem unverzichtbaren Wacholder und klassischen Zutaten wie etwa Zitrusschalen und Koriander wird deshalb etwa der auf 9.999 Flaschen pro Jahr limitierte Berliner Brandstifter mit von Berliner Wiesen stammendem Waldmeister aromatisiert – der Ferdinand Dry Gin aus dem Saarland hingegen mit Riesling aus regionalem Anbau, der aus dem Schwarzwald kommende Monkey 47 u. a. mit Fichtensprossen, Preiselbeeren, Schlehen und Brombeerblätter aus den umliegenden Wäldern und der schottische The Botanist Dry Gin mit 22 handverlesenen Botanicals, die nur auf der Hebriden-Insel Islay wachsen.
Doch auch große Gin-Marken setzen mittlerweile auf den Trend zu mehr Individualität und Exotik: Bombay Sapphire hat etwa für seine aromatisch sehr komplexe und feinwürzige Sonderedition Bombay Sapphire East seine traditionelle Rezeptur um weitere exotische Komponenten wie thailändisches Zitronengras und vietnamesischen schwarzen Pfeffer erweitert. Und auch die klassische Londoner Traditionsmarke Tanqueray erwies sich schon vor Jahren beispielsweise mit dem Tanqueray Rangpur als Trendsetter: Indische Rangpur-Limetten, eine Kreuzung aus Zitronen und Mandarinen, verleihen dem Gin eine außergewöhnliche und betont frische Zitrusnote und werden von anspruchsvollen Gintlemen und -women vor allem als Zutat für einen klassischen Gin Gimlet oder auch einen mit Basilikumblättern verfeinerten Gin Basil Smash geschätzt.
Die 4 Haupt-Gin-Arten
London Dry Gin
London Dry Gin ist die bekannteste und klassischste aller Gin-Sorten und unterliegt einem strengen Herstellungsreglement beim Zusatz der Botanicals – auch wenn er nicht aus London oder England stammt. Charakteristisch für alle London Dry Gins ist die ausgeprägte Wacholdernote, bei den Botanicals kann der Spielraum von frischen Zitrusaromen bis hin zu kräftig-würzigen Pfeffernoten reichen.
Dry Gin
Dry Gin ähnelt dem London Dry Gin in vieler Hinsicht, allerdings sind die Regeln bei der Herstellung etwas lockerer: Die Botanicals dürfen grundsätzlich jederzeit zugesetzt werden, nicht nur, wie beim London Dry Gin, ausschließlich vor Beginn der zumindest doppelten Destillation. Auch ist der Zusatz naturidenter Aromastoffe gestattet, was deutlich mehr Spielraum bei der Aromenvielfalt eröffnet.
Old Tom Gin
Old Tom Gin verdankt seine Herkunft den Frühzeiten der Ginherstellung im 18. und 19. Jahrhundert, als der damals fast ungenießbare Alkohol mit Zucker und Aromen versetzt wurde, um ihn trinkbar zu machen. Old Tom Gin basiert heute ebenso wie andere Ginsorten auf hochwertigem Getreide-Neutralsprit, ist allerdings durch den Zuckerzusatz deutlich süßer und daher vor allem für viele Vintage-Cocktails geeignet.
Plymouth Gin
Plymouth Gin ist eine geschützte regionale Bezeichnung für dreifach destillierten Gin, der ausschließlich aus der alten britischen Hafenstadt Plymouth stammen darf. Traditionell war Plymouth Gin stets auf den Schiffen der Royal Navy als Proviant vorrätig. Die Rezeptur basiert auf einem deutlich geringeren Wacholderanteil, das Resultat ist im Vergleich zum Dry Gin ein wesentlich milderer, weicherer Geschmack.