Der Gastronomie Businessplan – Die 10 wichtigsten Inhalte

Lesedauer : 6 min
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Der Businessplan muss Investoren und Kreditgeber von einem neuen Gastro-Projekt überzeugen. Deshalb ist es wichtig, dass man hierbei als Gründer besonders sorgfältig ist. Wir erklären, wie ein Businessplan aussehen sollte.

In den Medien wird ein Gründer immer als cooler Revolutionär verkauft. Aber die wenigsten Entrepreneure entsprechen diesem Klischee. Am Ende ist ein solider, durchdachter Plan wichtiger als die coole Hipster-Nischenidee. Das heißt, hinter jeder erfolgreichen Gründung steht ein solider Businessplan.

Gefürchtet wie die Steuererklärung oder die Abschlussprüfung ist auch der Businessplan keine unbezwingbare Aufgabe. Mit ein paar hilfreichen Tipps und Tricks kann ihn jeder bewältigen.

Das Gute daran: Den Businessplan schreibt man nicht nur für die Bank, sondern vor allem für sich selber! Denn hier zeigt sich schonungslos, ob eine tolle Idee auch einem Realitätscheck Stand hält.

Bestandteile des Businessplans


I.    Zusammenfassung des Vorhabens
II.    Gründerperson
III.    Geschäftsidee und Konzept
IV.    Wettbewerb und Markt
V.    Werbung und Marketing
VI.    Personal und Organisation
VII.    Rechtsform
VIII.    Chancen und Risiken
IX.    Finanzierung
X.    Anlagen

I.    Zusammenfassung

Die Zusammenfassung ist das Aushängeschild des Businessplans. Nicht selten kommt es vor, dass ein Kapitalgeber auf diesen Teil den meisten Wert legt. Wichtig ist, sich kurz und knapp und so prägnant wie möglich vorzustellen.

Hier sollen folgende Kernfragen kurz auf den Punkt gebracht werden:

•    Was ist das Besondere an Ihnen und Ihrem Konzept?
•    Warum haben gerade Sie eine Chance auf dem Markt?
•    Wie machen Sie sich und Ihr Restaurant durch geschickte Marketingmaßnahmen zum neuen Hotspot der Stadt?

Der Leser muss durch die Zusammenfassung neugierig auf das Konzept gemacht werden, denn nur dann wird der Businessplan überhaupt gelesen.

Das heißt: Das Beste gibt es NICHT zum Schluss, sondern direkt am Anfang!

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II.    Gründerperson

Sie sind sich sicher, dass Sie das Zeug zum Gründer haben. Perfekt! Jetzt gilt es nur noch den Kapitalgeber davon zu überzeugen. Die Glaubwürdigkeit ist das A und O. Spätestens im persönlichen Gespräch werden hier alle Unstimmigkeiten gnadenlos aufgedeckt.  Und keiner erwartet, dass ein Gründer perfekt ist und alles wissen muss. Stellen Sie lieber Ihr Engagement in den Vordergrund, und zeigen Sie, dass Sie sich bereits in der Vergangenheit neues Wissen schnell aneignen konnten.

Diese Fragen helfen dabei:


•    Was ist Ihr Gründungsmotiv und warum funktioniert die Idee nur mit Ihnen?
•    Welche Erfahrungen haben Sie bereits in der Gastronomie gesammelt?
•    Haben Sie besondere Qualifizierungen oder beispielsweise Auslandsjobs, die Sie besonders auszeichnen?
•    Sind Sie „branchenfremd“  -  warum brennen Sie für Ihre gastronomische Idee?  
•    Es ist nicht zwingend ein Nachteil als „Nicht-Gastronom“ ein Restaurant zu eröffnen. Stellen Sie einfach Ihre Fähigkeiten heraus und erklären Sie, woher Sie Ihr fehlendes Know-How beziehen.


III.    Geschäftsidee / Konzept


Für alle, die bereits in der Konzeptphase vor dem Businessplan fleißig waren, ist dieser Part schnell erledigt. Hier gibt’s noch mal alle Infos dazu.


Ziel des Businessplans ist, das gastronomische Konzept gut zu verkaufen. Ihre Alleinstellungsmerkmale sollen hier in den Vordergrund gerückt werden:

•    Was sind Ihre Ziele?
•    Was ist Ihr konkretes Vorhaben?
•    Wer ist Ihre Zielgruppe?
•    Gibt es Produkte oder Gerichte, die kein anderer im Umkreis verkauft?
•    Ist Ihre Raumgestaltung so einzigartig und besonders, dass sie Ihre Gäste zum Bleiben verführt?


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IV.    Wettbewerb und Markt


Der Businessplan baut Schritt für Schritt aufeinander auf. Nachdem klar ist, wer Sie sind, und was Ihre Idee so besonders macht, müssen Sie nun Ihre Konkurrenz genauer unter die Lupe nehmen:

•    Gibt es bereits ein Restaurant mit ähnlichem Speiseangebot?
•    Worin unterscheiden Sie sich mit Ihrem Angebot?
•    Gibt es Städte oder Stadtteile, die bereits ein Überangebot haben? Wenn ja, dann sollte dies auch erwähnt werden – und warum dies für ihren Erfolg kein Problem darstellt.

Ein Beispiel: In Ihrer Stadt gibt es fünf Restaurants. Sie planen ein italienisches Restaurant zu eröffnen. Jedoch gibt es bereits eine Trattoria, die phantastisch läuft, sowie einen Pizza-Lieferservice. Macht die Eröffnung eines dritten Italieners in diesem Stadtteil Sinn? Sollte vielleicht eine andere Lage oder ein anderes Konzept gewählt werden?  

Bei diesem Punkt gilt: Desto besser Sie den Markt kennen, umso besser können Sie Ihre Chancen selbst einschätzen. Dafür hilft es manchmal auch, sich einfach einen Tag vor ein Geschäft der zukünftigen Konkurrenz zu setzen und Kunden zu zählen. Mit Freunden im Gepäck kann auch das auch viel Spaß machen.

Lesen Sie hier noch mehr zum richtigen Standort.

V.    Werbung und Marketing


Sie haben das beste und leckerste Angebot in der Stadt! Jetzt muss das aber auch jeder erfahren. Ohne ein ausgeklügeltes Marketing wird es sehr lange dauern, bis sich dies auch herumgesprochen hat.

Der Marketingmix muss wohl überlegt sein:

•    Welche Kunden möchten Sie ansprechen?
•    Über welche Kanäle funktioniert das am besten?
•    Flyer und Werbung in Anzeigenblättern?
•    Oder lieber online?

Gerade bei jüngerem Publikum ist Instagram und Facebook mittlerweile Informationsquelle  Nummer 1. Hier könnte man durch das Einbeziehen von lokalen Influencern noch schneller eine große Reichweite erzielen.

Aber nicht nur die klassische Werbung zählt zum Marketing, sondern auch das Versprechen Ihres Betriebs gegenüber den Kunden. Denn neben Geschmack rücken soziale immer weiter in den Vordergrund:

•    Haben Sie ein besonders umweltfreundliches, nachhaltiges Konzept?
•    Arbeiten Sie vor allem mit Metzgern und Bauern aus der Region?
•    Verwenden Sie ausschließlich Bioprodukte?

Diese und ähnliche Faktoren sind das Besondere für den Gast. Wichtig ist hierbei das Gesamtkonzept im Blick zu haben: Würde ein besonders ökologischer und nachhaltiger Betrieb mit einer Vielzahl von Printmedien arbeiten? Natürlich nicht! Das widerspräche der eigenen Philosophie des Restaurants und würde sehr unglaubhaft wirken. Hier bieten sich alternative Werbemittel, wie z.B. Guerilla Marketing an.

Tipp: Durch das Herausarbeiten der Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten kann eine echte Marke gebildet werden. Von dieser leiten sich dann alle Marketingmaßnahmen ab.

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VI.    Personal und Organisation


Ein guter Gründer muss nicht alles können - Aber er muss wissen, wer ihm helfen kann.

Hier sind Ehrlichkeit und eine realistische Selbsteinschätzung wichtig:
•    Was sind Ihre Stärken, was sind Ihre Schwächen?
•    Was können Sie auf keinem Fall selbst erledigen?
•    Wer ergänzt Sie optimal in der Gründungsphase?
•    Wen benötigen Sie für den laufenden Betrieb?
•    Welche weiteren Kompetenzen sind für das Unternehmen erforderlich?

Ist beispielsweise der Gründer kein Koch, dann sollte zur Küchenplanung ein Gastroberater oder erfahrener Koch hinzu gezogen werden. Durch geschickte Planung der Kücheneinrichtung können viele Arbeitsschritte optimiert werden.

Der laufende Betrieb wird dann von Ihrem Koch geleitet. Sie kümmern sich um Bestellungen, Personalplanung und administrative Themen. Arbeitsteilung erleichtert das Leben!

Geplant werden muss auch, wie viele Mitarbeiter benötigen Sie ab Tag eins und wie viele sollen es perspektivisch werden. Hierbei ist es ratsam sich früh auf die Suche nach passendem Personal zu begeben, denn vor allem in der Gastronomie werden Mitarbeiter händeringend gesucht.

Helfen können lokale Gastrogruppen in den sozialen Medien, die sich auf Gastrojobs spezialisiert haben. Natürlich können Sie auch die Bundesagentur für Arbeit zu Rate ziehen.

Noch mehr Tipps zur Personalplanung gibt's hier.

VII.    Rechtsform


Zunächst ist eine zentrale Frage zu beantworten: „Starte ich alleine in die Selbstständigkeit oder im Team?“ Diese Frage ist für die Wahl der Rechtsform entscheidend.

Darüber hinaus spielen die Kapitalplanung sowie die Haftung eine Rolle: Was passiert, wenn man wirklich die Kreditrate nicht mehr bedienen könnte?

Da dieses Thema sehr komplex ist und weitreichende Folgen hat, ist es dringend zu empfehlen, sich hierfür an einen professionellen Betriebsberater oder einen Rechtsanwalt zu wenden.

Außerdem gibt es unterschiedliche öffentliche Institutionen, welche Gründer bei der Wahl der richtigen Rechtsform unterstützen.



In unserem Blogpost Rechtsform geben wir Ihnen einen Überblick über alle Rechtsformen, das erspart Ihnen aber nicht den Gang zu einem Profi!

VIII.    Chancen und Risiken


Je größer die Chancen, desto größer die Risiken. Das wissen auch potentielle Kapitalgeber. Daher ist es falsch, zu behaupten es gäbe keine Risiken. Viel wichtiger ist es, diese zu erkennen und realistisch einzuschätzen. Mit Unwägbarkeiten kennen sich Banken aus, aber sie möchten auch konkrete Lösungsansätze für ein mögliches Worst-Case-Szenario an die Hand bekommen.

IX.    Finanzierung


Die Finanzierung ist für die Bank das Herzstück des Businessplans:

•    Wie realistisch sind die Schätzungen der Ausgaben und Einnahmen?
•    Wie hoch ist der mögliche Mindestumsatz im Worst-Case?
•    Können dann noch alle Kosten gedeckt und die Gehälter gezahlt werden?
•    Was sind die veranschlagten privaten Ausgaben?

Grundlage der Finanzierungsplanung bilden die Privatausgaben und die betrieblichen Kosten. Bei den betrieblichen Ausgaben und vor allem bei den Einnahmen ist eine eher pessimistische Einschätzung der richtige Weg.

Was viele Gründer bei den privaten Ausgaben überschätzen ist die Möglichkeit, die eigenen Ausgaben und Ansprüche extrem herunterzufahren. Dies funktioniert in den wenigsten Fällen.

Tipp: Lieber großzügig planen, dann kippen die Finanzierungen nicht gleich bei der ersten Geschäftsflaute.


Die Bestandteile des Finanzierungsteils

1.    Investitionsplan
2.    Finanzierungsplan
3.    Sicherheiten
4.    Kapitaldienst
5.    Privatausgaben
6.    Berechnung des notwendigen Mindestumsatzes
7.    Berechnung des möglichen Umsatzes
8.    Rentabilitätsvorschau
9.    Umsatzplanung
10.    Betriebsmittelbedarf
11.    Liquiditätsplanung

Auch hier ist es wichtig, einen Fachmann hinzuzuziehen, da es sich bei der Finanzierung um ein äußerst komplexes Sachgebiet handelt.
Tipps  für das Gespräch mit der Bank finden Sie hier.

Die IHK oder auch die DEHOGA bieten kostenlose Finanzierungsberatungen an.

X.    Anlagen


Hier sind Zeugnisse, Urkunden und andere wichtige Dokumente anzufügen, die alle relevanten Informationen beinhalten und als Nachweise dienen.

Grundsätzlich ist es ratsam, die Erstellung eines Businessplans von einer öffentlichen Institution (z.B. die  Gründerwerkstatt oder die IHK) oder einem Betriebsberater begleiten zu lassen, da etwaige Fehleinschätzungen weitreichende Folgen nach sich ziehen können. Hat man aber eine solide Planung erstellt, dann steht einer erfolgreichen Finanzierung und einem baldigen Start in die Selbstständigkeit nichts mehr im Wege.

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