Digitale Speisekarten in der Gastronomie: Top oder Flop?

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Digitale Speisekarten bieten Gastronomen viele Vorteile und können die Effizienz im Service erhöhen.

Effizient oder doch zu unpersönlich? Wir haben die Vor- und Nachteile von digitalen Speisekarten in der Gastronomie gegeneinander gestellt.

Die Digitalisierung hat bereits in vielen Bereichen des Lebens Einzug gehalten und diese zum Teil grundsätzlich revolutioniert. In der Gastronomie hat sie sich allerdings noch nicht vollständig durchgesetzt. Zwar gibt es schon länger digitale Kassensysteme, Personalplanung-Tools, Personal-Plattformen oder Möglichkeiten, online einen Tisch zu reservieren. Doch einige Arbeitsbereiche in der Gastronomie laufen in zahlreichen Betrieben immer noch überwiegend analog ab, zum Beispiel die Bestellung von Getränken und Speisen. Üblicherweise bringt die Servicekraft eine Speisekarte, der Gast wählt aus und die Servicekraft nimmt die Bestellung auf – händisch auf ihrem Notizblock oder im Ordergerät. Einige Restaurants und Imbisse bieten aber auch hier schon die digitale Alternative an: die digitale Speisekarte.

Der Einsatz digitaler Speisekarten kann den Personalbedarf im Servicebereich senken.

Das Prinzip der digitalen Speisekarten in der Gastronomie

Die Idee hinter der digitalen Speisekarte ist selbsterklärend: Der Gast kann sich durch die Speisenauswahl klicken, packt seine Wünsche – wie beim Onlineshopping – in seinen „Warenkorb“ und schickt die Bestellung ab. Nachdem die Küche die bestellten Gerichte zubereitet hat, liefern die Servicekräfte die Speisen und Getränke oder ein kleines Gerät am Tisch weist durch ein blinkendes Licht darauf hin, dass die Bestellung am Tresen abgeholt werden kann. Der Fastfood-Riese McDonalds nutzt schon seit einigen Jahren digitale Bestellautomaten. Vor dem eigentlichen Tresen stehen in einigen der McDonalds-Filialen große Bestellautomaten, an denen ausgewählt und bezahlt wird. Die Speisen und Getränke werden wie üblich vorne am Tresen abgeholt. Das Burger-Restaurant Burgerlich hat anstelle der Bestellautomaten Tablets in die Tische integriert, an denen Gäste ihre Bestellungen aufgeben.

Vorteile der digitalen Speisekarten für den Gast

Die digitale Speisekarte bietet eine Reihe von Vorteilen für den Gast. Der größte ist die Zeitersparnis durch den digitalen Helfer. Der Gast muss am Tisch – auch bei viel Betrieb – nicht mehr darauf warten, dass eine Servicekraft seine Bestellung aufnimmt. Zudem sind die Tablets weniger fehleranfällig als Menschen, die bei Hochbetrieb auch mal das eine oder andere Getränk auf dem Bestellblock übersehen. Auch Informationen zu genauen Rezepturen kann der Restaurantbesucher über die digitale Speisekarte abrufen. Bei sehr detaillierten Fragen müssen Servicekräfte häufig Informationen aus der Küche einholen – dieser Schritt würde hier wegfallen. Es gibt digitale Speisekarten mit sehr umfangreichen Funktionen, die zum Beispiel Filtersetzungen erlauben. So müsste jemand mit einer starken Knoblauch-Abneigung oder Laktoseintoleranz nicht jede einzelne Rezeptur durchlesen, sondern bekäme direkt nur eine eingeschränkte, passende Auswahl. Ein weiterer Vorteil für den Gast – und den Wirt – ist die Möglichkeit, Empfehlungen in die Speisekarte zu integrieren. So kann zu jedem Gericht gleich eine Auswahl der passenden Weine angezeigt werden. Auch eine Top-10 der meist bestellten Gerichte anderer Gäste könnten eine Entscheidungshilfe sein für Personen, die besonders unschlüssig oder abenteuerlustig sind.

Digitale Speisekarten können das Servicepersonal entlasten und die Abläufe im Lokal verbessern.

Vorteile der digitalen Speisekarte für den Betrieb

Für den Gastronomen bedeutet der Einsatz einer digitalen Speisekarte in erster Linie die Chance, Personal einzusparen. Er benötigt weniger Servicemitarbeiter, da ein aufwendiger Arbeitsschritt durch die digitalen Karten entfällt. Es reicht aus, Servicepersonal für die Tischzuweisung, Speisen- und Getränkelieferung sowie Tätigkeiten wie die Kontrolle der Sauberkeit bereitzuhalten. Gleichzeitig kann die Schulung der Servicekräfte deutlich weniger umfangreich ausfallen: Informationen zu den Speisen und möglichen Extrawünschen sind direkt über die digitalen Speisekarten erhältlich – die Servicekräfte müssen diese daher nicht mehr unbedingt auswendig lernen. Ein weiterer positiver Aspekt für den Gastronomen ist eine größere Flexibilität. Papierkarten müssen bei Änderungen der Speisen und Preise neu gedruckt oder unschön überklebt werden. Bei der digitalen Alternative lassen sich Änderungen schnell manuell vornehmen, ohne dass immense Kosten für neue Karten entstehen. Auch Gerichte, die wegen einer fehlenden Zutat nicht angeboten werden können, werden problemlos vorübergehend aus den digitalen Speisekarten entfernt. Der Umwelt kommt der Verzicht auf Papier und Pappe ohnehin zugute.

Großes gastronomisches Defizit: Fehlende Menschlichkeit

Auch wenn sie sich durch Personal-, Zeit- und Materialeinsparungen kostengünstig und effizient auswirkt, bleibt ein entscheidender Mangel der digitalen Speisekarte ihr Mangel an Persönlichkeit. Qualitativer Service in der Gastronomie zeichnet sich maßgeblich durch zuvorkommende und freundliche Bedienung aus – nicht durch Tablets. Die digitale Speisekarte mag dem Gast die bessere Weinempfehlung bieten, ein aufrichtiges Lächeln bekommt er aber trotzdem nur von der Servicekraft. Die Speisen stehen zwar bei einem Restaurantbesuch im Vordergrund, allerdings kommen viele Stammgäste auch wegen des „Drumherums“ gerne wieder.
Für gastronomische Fachkräfte ist der vermehrte Einsatz der digitalen Alternativen in jedem Fall eine ungünstige Entwicklung, da sie für zahllose Arbeitslose im Servicebereich sorgen kann. Einen weiteren Aspekt sollte jeder an der Einführung digitaler Speisekarten interessierte Gastronom bedenken: Die Aufstellung von Bestellautomaten oder das Ausstatten jeden Tisches mit einem Tablet bedeutet eine Vergrößerung des Investitionsvolumens. Neben der Hard- wird natürlich auch eine Software benötigt, deren Lizenz ebenfalls teuer werden kann.

Digitale Speisekarten lassen sich schneller und unkomplizierter aktualisieren.

Einsatz digitaler Speisekarten abwägen

Vor der Anschaffung digitaler Speisekarten sollten Gastronomen abwägen, inwiefern sich das für ihren Betrieb lohnt. Einem kleinen Imbiss, in dem ohnehin schon eine Servicekraft alle Tische problemlos handelt, wird die digitale Speisekarte keine großen Vorteile bringen. In größeren Lokalen mit zahlreichen Tischen kann das vorhandene Personal durch die digitalen Karten in ihren Abläufen unterstützt werden. Beispielsweise, indem nur Teilbereiche optimiert werden, zum Beispiel die Getränkebestellung. Die technischen Helfer als vollständigen Ersatz der menschlichen Servicekräfte zu sehen, könnte sich negativ auswirken, da Menschlichkeit oft genug ein entscheidender Faktor für den gastronomischen Erfolg eines Lokals ist.


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