So wird’s gemütlich für die Gäste: Was ein Restaurant oder Café „hyggelig“ macht

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Hygge steht für ultimative Gemütlichkeit. Wie die Gastronomie davon profitiert? Hier lesen!

Je kühler und unfreundlicher es draußen wird, desto mehr steigt unser Bedürfnis nach Gemütlichkeit. Die Gastronomie bietet hierfür schon immer einen Zufluchtsort – mit schönem Ambiente, genussvollen Gerichten und angenehmer Stimmung. Ist es besonders gemütlich und behaglich, nennen die Dänen es „hygge“. Hinter diesem Begriff steht eine ganze Lebenseinstellung, von der sich die Gastronomie so einiges abgucken kann. Wir schlüsseln das Geheimnis hinter „hygge“ auf: 7 Fragen, 7 Antworten
Hygge Strand

1. Was bedeutet „hygge“? 

Es kommt aus Skandinavien. Sowohl die dänische als auch die norwegische Sprache kennt den Begriff „hygge“ bzw. „hyggelig“. Übersetzen lässt das putzig klingende Wort mit vielen positiven Attributen: gut, nett, herzlich, angenehm, gemütlich, behaglich, geborgen oder im trauten Heim. Begriffe also, die hervorragend zur Gastronomie und zur Gastlichkeit passen.

Hygge zusammen

2. Was ist „hygge“? 

„Hygge“ sind zum Beispiel Orte und Räume, welche die gerade genannten Eigenschaften ausstrahlen – daheim, aber auch „dritte Orte“, an denen sich Menschen begegnen, wie zum Beispiel Restaurants, Cafés oder Bars. Entscheidend dabei ist, dass es entspannende und entschleunigende Orte sind: ein Schnellimbiss oder ein Café, in dem viele Gäste mit Laptop arbeiten und telefonieren, kann kaum „hygge“ sein. „Hygge“ bzw. „hyggelig“ können auch einzelne Gegenstände sein, man denke an kuschelige Decken, bequemes Mobiliar oder dekorative Elemente wie Bilder, Pflanzen oder Kerzen(licht). Hygge meint aber auch das gemütliche Beisammensein im Kreise mit Freunden und guten Bekannten oder der Familie – und auch das passt natürlich bestens zur Gastronomie als Ort der Geselligkeit und Gemeinschaft.

3. Wieso kommt dieses Lebensgefühl aus Skandinavien?

Im hohen Norden ist es bekanntlich viele Tage im Jahr dunkel und draußen ungemütlich. Umso wichtiger ist es vielen Menschen, es sich drinnen nett zu machen. Sicher ist dies auch ein Grund, warum so viele weltberühmte Möbeldesigner und Innenarchitekten aus Skandinavien und Finnland stammen – und auch die größte Möbelkette der Welt von dort stammt.

4. Was sind typische Hygge-Elemente? 

Es gibt zwar nicht den Hygge-Stil, wie es z.B. den Vintage-Stil gibt, aber doch typische Merkmale. Diese sind zum Beispiel:

  • natürliche Materialien wie Holz, Wolle, Lehm oder Ton
  • dezente, irdene Grundfarben wie Creme, Weiß oder helle Grau- und Sandtöne, Pastell
  • möglichst viel natürliches Licht durch große Fenster und helle, reflektierende Wandfarben
  • kräftigere Farben wie Blau, Rot oder Grüntöne als Akzente, keine grellen Farben
  • Kerzenlicht und/oder warmes, angenehmes Kunstlicht
  • runde Formen bei Tischen, Stühlen und anderen Möbeln/Einrichtungsgegenständen
  • weiche Kissen und Decken, Teppiche und Wandteppiche
  • Malerei mit Naturbezug, z.B. Impressionismus oder Landschaftsmalerei, aber auch Abstraktes
  • ins Haus geholte Naturelemente wie gestapelte Holzscheite, Baumscheiben, Äste und Sträucher, Trockenblumensträuße, Tannenzapfen usw. als natürliche Dekoration
  • Persönliches wie alte Familienfotos oder vererbte Einrichtungsgegenstände  
Hygge gruppe

5. Wie wird ein Raum „hyggelig“? 

Damit Gemütlichkeit im Sinne des Hygge entsteht, sollten alle Details gut ausgewählt und aufeinander abgestimmt werden: Tische, Stühle, Sessel und Sofas, Dekorationselemente, Farbwelten, Stoffe und Textilien, das Geschirr und Besteck, die Gläser, aber auch Raumteiler, Wandfarben und natürlich das Licht und die Musik. Es ist die Gesamtheit vieler kleiner Dinge, die für Behaglichkeit sorgt. Im Zentrum des Ganzen stehen die Gäste: Sie sollen es so angenehm finden, dass sie gerne verweilen. Das Ambiente darf sie aber auch nicht überfordern, weil es überdekoriert ist – dann wird es schnell unangenehm. Das minimalistische Prinzip „weniger ist mehr“, welches das skandinavische Design prägt, gilt auch hier.
Hygge Kuchen

6. Welche Rolle spielen Speisen und Getränke?  

Eine große! Natürlich kann ein Essen oder ein Getränk nicht dezidiert gemütlich sein, doch es trägt in hohem Maße zum Wohlgefühl, ja sogar zum Glücklichsein bei – wie wir alle wissen. In diesem Sinne ist Hygge-Küche eine Wohlfühl-Küche. Es geht um gutes Essen, Genuss und um Geschmack. Typische skandinavische Gerichte, die zum echten Hygge-Feeling beitragen, sind: 

  • Smørrebrød, das traditionelle dänische Mittagessen aus Roggenbrot mit üppigen Belägen wie  Fisch, Krabben, Ei, Gemüse und Pasteten
  • wärmende Aufläufe, Eintöpfe, Suppen mit Fisch, Fleisch oder Gemüse
  • Köttbullar mit Kartoffelstampf und Preiselbeeren
  • hausgebackene Kuchen mit Früchten und Beeren
  • süßes Gebäck wie Kanelbullar (Zimtschnecken) aus Schweden oder Boller (süße Brötchen) aus Norwegen
  • Kaffeespezialitäten, Kakao und Tees
  • hausgemachte Limonaden 

7. Wo finde ich Hygge-Inspiration? 

Wer seinen Raum „hyggelig“ gestalten und sein Angebot entsprechend ausrichten will, findet im ersten Schritt in sozialen Netzwerken (Hashtag #hygge und Co.) jede Menge Inspiration. Es gibt auch eine Vielzahl von Foto- und Rezeptbüchern zum Thema und für die Gastronomie empfiehlt es sich besonders, Betriebe zu besuchen, die erfolgreich mit dem Hygge-Prinzip arbeiten. Wie zum Beispiel das Café Lindquist in Boltenhagen an der Ostsee.

Hygge

Hygge ist überall! 

Hygge kommt aus Skandinavien, doch den Wunsch nach Gemütlichkeit gibt es überall. Ebenso ist der gesellige Genuss in praktisch jeder Esskultur zu finden (und steht hierzulande mit „family style dining“ und Speisen zum Teilen zurzeit besonders hoch im Kurs). Darum eignet sich das Prinzip hinter Hygge für praktisch jedes Konzept – und das besonders gut, wenn damit eine Geschichte erzählt wird: Ob der Abend am Kamin, zu Gast im Wohn- und Esszimmer der Familie (Gastgeber), ein Tag am Meer, der Sommertag mit Freunden oder der Naturspaziergang – als Gestaltungsprinzip gibt Hygge Räumen Profil, Charme und natürlich Gemütlichkeit.